Unser Auto ist autark: Das bedeutet für uns, dass wir 14 Tage ohne einen ökologischen Fußabdruck an einem Ort verbringen können. Strom, Wasser, Abwasser und Toilettentank sind bei uns in der Einraumwohnung genügend groß dimensioniert.

Doch für die USA-Reise sind besondere Umstände zu berücksichtigen, die wir bei Reisen durch Europa vernachlässigen können. Zu den neuen Reiseanforderungen gehört, den Wohnraum nachts ein wenig herunterzukühlen und ab und zu verschwitzte T-Shirts und Unterwäsche zu waschen.  

Das Bedürfnis nach einer Waschmaschine mag für einige wie ein Widerspruch zum Campen erscheinen, aber für uns steht dies für Unabhängigkeit und Flexibilität. Auf langen Reisen kann der Zugang zu einer eigenen Waschmöglichkeit eine erhebliche Zeitersparnis bedeuten. Zu lange muss man manchmal auf die Maschinen des Campingplatzes warten, die entweder noch durch andere Camper in Nutzung sind oder noch nicht entleert wurden.  Und um unsere Flexibilität dahingehend umzusetzen, haben wir schon vor 1,5 Jahren eine LG-TwinWash Waschmaschine gekauft – nicht irgendeine TwinWash, sondern wahrscheinlich die letzte auf dem deutschen Markt: Der tolle kleine Top-Loader wird leider nicht mehr angeboten.

Anforderung Nummer zwei: eine Klimaanlage für heiße Nächte. Das romantische Bild von Camping unter dem Sternenhimmel kann durch unerträgliche Hitze in der Nacht getrübt werden. Das haben wir in den Südstaaten 2019 selbst erfahren. Ohne Klimaanlage wäre bei 30°C an Schlaf nicht zu denken gewesen. So mag dann eine Klimaanlage zwar wie ein Luxus erscheinen, aber in den USA, wo die Sommerhitze oft gnadenlos zuschlagen kann, wird sie zu einem wahren Retter. Sie ermöglicht uns erholsamen Schlaf und sorgt dafür, dass wir tagsüber energiegeladen in neue Abenteuer starten können.

Weil wir auf eine festinstallierte Klimaanlage verzichten wollten, haben wir uns für ein Zimmer-Modell entschieden, das dann nach der großen Reise wieder aus der Einraumwohnung „fliegt“. Schon im letzten Winter konnten wir ein tolles Modell als Rückläufer für 200,00 Euro kaufen, was uns sehr günstig erschien.

Und somit sind wir mit so vielen elektrischen Geräten an einem Punkt angekommen, an dem wir über die Nutzung von 230V mit höheren Verbräuchen nachdenken müssen. Für die Umsetzung kommen mehrere Alternativen in Betracht:

  • Betrieb über die Aufbaubatterie
  • Betrieb über einen 230 V Stromgenerator
  • Betrieb über einen 120/230 V Inverter

Unsere Lösung – Aufbaubatterie

Für alle, die keine Klimaanlage oder Waschmaschine betreiben wollen, bietet sich eine sehr elegante Lösung an. Ein gutes Ladegerät, wie unser Votronic Charger Pb 1230 SMT 2B hat von Haus aus einen Wahlschalter für 120 bzw. 230V. Somit wäre der Betrieb auch über eine Batterie in Verbindung mit einem 12/230V Inverter möglich.

Dabei ist aber darauf zu achten, dass das Ladegerät eine gute Leistungsabgabe hat, der Akku eine gute Energieaufnahme hat (wie z. B. unsere Super-B LiFePo Batterie) und der Inverter genügend Leistung für die zu verwendenden Geräte mitbringt.

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Unsere Lösung – Stromgenerator

Der Betrieb eines Stromgenerators macht die Sache sehr komfortabel und stellt demnach keine nennenswerte Herausforderung dar.

Er liefert 230V/50Hz, je nach Qualität des Herstellers sauber über eine Schuko-Dose. Mit entsprechendem Adapter wird die Elektrizität dann über die CEE-Dose eingespeist. Wer es richtig genau nimmt, könnte sogar L1 und N sauber treffen (trotz Schuko).

Aber: Ein Generatorbetrieb wird auf vielen Plätzen häufig sehr genau eingegrenzt. Festgelegte Betriebszeiten sorgen dafür, dass ein „Möppel“ nicht die ganze Nacht läuft und den Leuten den Nerv raubt.

Unsere Lösung – Landstrom in den USA

Ja, ein Generator kann nerven oder in der Betriebszeit eingeschränkt sein. Also her mit der nächsten Alternative: Landstrom auf dem Camping- oder Stellplatz. Hier kommen wir nicht um das Thema elektrische Versorgung in den USA herum, da diese sich maßgeblich von der in Europa unterscheidet.

Doch zuerst die Frage: Mit welchem Stecker wird das Womo auf einem US-amerikanischen Campingplatz an den Landstrom angeschlossen?

Steckertypen in den USA

Genau jetzt geht die Recherche nach den verwendeten Steckern los: Welche Stecker werden in den USA auf Campingplätzen genutzt? Und interessanterweise gibt es zu jedem US-Camping-Thema deutsche Webseiten, aber gerade Stecker und Strom werden meist nur nebensächlich behandelt. Vielleicht liegt es daran, dass die großen Verschiffungsagenturen diese Bedürfnisse mit eigenen Angeboten abdecken.

Also sprechen wir an dieser Stelle mal genau darüber. In den USA werden vorwiegend Steckertypen vom Typ A und B verwendet. Neben dieser einfachen Bezeichnung dient die Typisierung der NEMA (National Electrical Manufacturers Association, also ein US-amerikanischer Fachverband) zu einer genaueren Einordnung.

NEMA 1-15 (125V, 15A)

Typ A: Dieser Steckertyp hat zwei flache, parallel angeordnete Stifte. In der Regel sind Haushaltssteckdosen in den USA für diesen Steckertyp ausgelegt. Typ A-Stecker werden beispielsweise für die Stromversorgung von kleinen Elektrogeräten wie Smartphones, Tablets und Kameras verwendet. Die fachliche Bezeichnung ist übrigens NEMA-1 und ein funktioneller Vergleich mit unserem Eurostecker, der ohne Erdung auskommt, ist angemessen.

NEMA 5-15 (125V, 15A)

Typ B: Dieser Steckertyp hat zwei flache Stifte wie Typ A, ist jedoch zusätzlich mit einem Erdungsstift ausgestattet. Die meisten Haushaltsgeräte in den USA, insbesondere größere Geräte wie Kühlschränke und Computer, verwenden Typ B-Stecker. Die Steckdosen in den USA sind in der Regel für beide Steckertypen geeignet. Dieser Steckertyp ist durch den Schutzkontakt mit unserem Schuko-Stecker vergleichbar und wird auch NEMA-5 genannt.

Für die Haushaltsstecker gibt es zahlreiche Adapter auf dem Markt. Mit dem u.g. haben wir 2019 sehr gute Erfahrungen gemacht.

Wer glaubt, dass man damit nun loslegen kann, der irrt. Spezielle Anwendungen erfordern spezielle Stecker und Buchsen. Im Prinzip nichts neues, denn in Europa nutzen wir ja auch im Campingbereich den blauen CEE-Stecker.

In den USA sind die Camping-spezifischen NEMA-Steckertypen auf die Bedürfnisse von Wohnmobilen, Wohnwagen und Campingplätzen zugeschnitten. Hier sind einige der relevanten NEMA-Steckertypen aus dem Camping-Bereich:

NEMA TT-30 (125V, 30A)

Dies ist ein 30-Ampere-Steckertyp mit drei Pins. TT steht für den englischen Begriff Travel Trailer, also Wohnwagen, Mobile Home oder Reiseanhänger und repräsentiert einen Standard für Freizeitfahrzeuge mit einer Spannung von 120 V und einer Stromstärke von 30 A, auch als RV 30 bekannt. Die TT-30R-Steckdose ist gängig und in beinahe allen Wohnmobilparks in den USA und Kanada anzutreffen.

NEMA 5-50 (125V, 50A)

Dies ist ein 50-Ampere-Steckertyp mit vier Pins und wird häufig auf Campingplätzen für größere Wohnmobile und Wohnwagen verwendet. Er ermöglicht den Anschluss von Geräten mit höherem Energiebedarf.

NEMA L15-30P u. a.

Dieser Typ soll hier stellvertretend für besondere Anforderungen, wie ein Spritzwasserschutz für den maritimen Bereich stehen.

Übersicht

Orion LawlorNEMA simplified pinsCC BY-SA 3.0

Spannung

Es ist wichtig zu beachten, dass die Spannung in den USA in der Regel 120 Volt (früher 110 V) beträgt, während wir bei uns 230 Volt vorfinden. Somit sind die Kabelstärken auch etwa doppelt so hoch. Während in Deutschland auf Campingplätzen 2,5 qmm empfohlen wird, hält der amerikanische Markt Stärken von
6 bis 10 qmm bereit. Und das bei recht kurzen Verlängerungsstrecken. Sieht man diese Kabel, kann man über die Entscheidung im frühen 20. Jahrhundert froh sein, 220 und später 230 V als Standard in Europa anzusehen.

Die bei uns gängige Bezeichnung L1 (Phase) wird in den USA übrigens als Hot/Line, N als Neutral und PE als Ground bezeichnet.

Leistung

Die differierende Spannung hat bei gleicher Amperezahl Auswirkung auf die Leistung. Während in Deutschland in Haushalten bei 230V und einer 16A Absicherung Geräte mit etwa 3600 Watt betrieben werden können, sind es in den USA bei bei 120V und 15 A lediglich 1800 Watt.
Rechenweg: Volt * Ampere = Watt

Frequenz

Das Stromnetz in den USA verwendet eine Frequenz von 60 Hertz, während in Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern eine Frequenz von 50 Hertz vorherrscht.

Die historischen Gründe für diese Unterschiede liegen in den unterschiedlichen Entwicklungen der elektrischen Energiesysteme. In den Anfangszeiten der Elektrifizierung entwickelten sich verschiedene Regionen unabhängig voneinander und legten ihre eigenen Standards fest. Als die Elektrizitätssysteme wuchsen und sich etablierten, war es schwierig, einen einheitlichen Standard zu setzen.

In den USA setzte sich der Ingenieur und Erfinder Thomas Edison für Gleichstrom (DC) ein, während der Ingenieur Nikola Tesla und andere für Wechselstrom (AC) plädierten. Tesla und seine Befürworter setzten sich durch, und die Entscheidung für Wechselstrom in den USA ging mit einer Frequenz von 60 Hertz einher.

In Europa und vielen anderen Teilen der Welt wurde die Entscheidung für Wechselstrom mit einer Frequenz von 50 Hertz getroffen. Dieser Standard setzte sich unter anderem in Deutschland durch.

So viele Unterschiede – wie können wir nun mit unseren verbauten Standards den amerikanischen Landstrom nutzen?

120/230 V Transformator

Ein Transformator ist ein elektrisches Gerät, das dazu dient, die Spannung in einem elektrischen Stromkreis zu ändern. Somit unterscheidet er sich von einem Inverter, der neben der Spannung auch aus einer Gleichspannung (z. B. einer Batterie) eine Wechselspannung macht. In unserem Fall soll der Transformator aus einer 120V Wechselspannung eine Wechselspannung von 230V generieren.

Der Transformator besitzt im Wesentlichen zwei oder mehr Spulen aus isoliertem Draht, die um einen gemeinsamen Kern gewickelt sind. Dadurch erhöht er die Spannung des Wechselstroms (Step-Up-Transformator) bzw. transformiert diese herunter (Step-Down-Transformator).

Hier kommt noch ein Film hin!

Um nun Landstrom nutzen zu können, haben wir uns den 120V auf 230V Transformator von Bronson ausgesucht, der die Spannung über Spulen umwandelt, was ihn bei 3000 Watt Spitzenleistung am Ausgang mit 12 Kilogramm ganz schön schwer macht. Im Gegensatz zu sogenannten Schaltnetzteilen hat ein Transformator wenig empfindliche Elektronikkomponenten , eine hohe Lebenserwartung und ist deutlich unempfindlicher gegenüber Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen. Insbesondere bei höheren Strömen punktet ein Trafo durch eine saubere Sinusspannung.

Alles gute Gründe, die uns den ernstzunehmenden Trafo der Firma Bronson auswählen ließen.

Das Gerät der etwas größeren WTI Serie ist für den professionellen Gebrauch ausgelegt. Und bedenkt man, dass wir in unserem Fall über Leistungsaufnahmen von bis zu 3000 Watt sprechen, legen wir darauf besonderen Wert.

Das Gerät macht einen sehr wertigen Eindruck, dem wir einen Dauereinsatz durchaus zutrauen. Als Grundsatz bei der Auswahl einer geeigneten Leistungsklasse gilt, dass die Summe der maximalen Verbräuche mit 1,25 multipliziert wird. Das sichert eine maximale Dauerlast von 80% des Nennwertes.

In unserem Falls ist das Gerät also auf 2400 Watt Dauerlast ausgelegt.

Viel Wert haben wir darauf gelegt, dass der Transformator gegen Überlast geschützt ist (Lastschutzschalter am Gerät für 120/230 Volt). Zusätzlich soll das Gerät von Bronson nahezu geräuschlos arbeiten und eine sehr hohe Effizienz (98% Wirkungsgrad) haben.

Im Bedarfsfall wird das Gerät aus dem Stauraum geholt und genutzt, besonders praktisch sind für uns deshalb die beiden stabilen Tragegriffe. Da wir das Gerät effektiv nur 7 Monate nutzen, kommt ein Festeinbau nicht in Frage.

Wer dennoch einen Festeinbau wünscht, für den liegen dem Gerät Schienen bei. Dies ist besonders bei US-Wohnmobil-Importen wichtig, bei denen alle Gerätschaften auf 110 V ausgelegt sind und in Europa dauerhaft mit 230V gespeist werden müssen.

Bei uns erfolgt zur Inbetriebnahme die Einspeisung über ein genügend stark dimensioniertes Kabel mit bereits beschriebenen NEMA TT-30 Stecker. Um das 6 mm² Kabel nicht fortlaufend mit dem Inverter zu verbinden und letztendlich mit angeschlossenen Kabel zu verstauen, trennt eine CEE-Verbindung das Verlängerungskabel vom Gerät.

Um die 230V wohnmobilseitig einzuspeisen, wird dann exakt das Kabel genutzt, das auch beim Stromgenerator genutzt wird (Schuko-Stecker auf CEE-Dose). Da wir über den CEE-Stecker einspeisen, greift die komplette Absicherung über FI und LS, die sonst auch beim Landanschluss in Deutschland und Europa schützt. Wichtig ist dabei, dass immer ein Schuko-Stecker vom Trafo zum Wohnmobil genutzt wird, um die Erdung des Wohnmobil mit dem Trafo zu gewährleisten.

Sobald alles verbunden ist, folgt die Inbetriebnahme über den 230V Leistungsschutzschalter, der am Gerät verbaut ist.


Und so sind wir dann bestens gerüstet und gespannt, welche schönen Plätze wir ab Sommer 2024 bereisen werden.

*  Letzte Aktualisierung am 28.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API. Amazon-Links sind so genannte Affiliate-Links. Klickst du auf diesen Link und kaufst ein, erhalten wir eine Provision. Für dich verändert sich der ausgewiesene Preis nicht.

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Von admin

3 Gedanke zu “Strom auf Campingplätzen in den USA”
  1. Hallo, genau diese Infos habe ich grade gebraucht. Habt Ihr vielleicht Links oder Informationen bereit, wo ich die beiden Kabel auf der „Eingangsseite“ des Transformators finde? Also Klemmen auf CEE (1) und CEE auf Nema 30 (2)? Danke!!

    1. Moin Christian,

      wir haben soetwas nicht auf dem deutschen Markt gefunden. Daher habe wir uns das Kabel selbst erstellt bzw. machen lassen. Die Firma Bronson überlegt, solche Landverbindungen ins Programm aufzunehmen, ggf. ist es aber noch nicht soweit.

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