Beim letzten Besuch der USA sind wir häufiger einmal angehupt worden. Doch was wollen diese Menschen von einem? Die Ampel ist doch tiefrot. Und da wurde uns klar, dass der Verkehr zwar eigentlich identisch aussieht und auch die meisten Schilder ganz gewöhnlich erscheinen, es aber dennoch verkehrstechnische Unterschiede gibt.

Ganz wichtig: Wir schimpfen immer auf die Uneinheitlichkeit von Regelungen in Europa. In den USA wird schnell klar, dass es dort nicht viel besser ist. Die jeweiligen Bundesstaaten haben spezielle Geschwindigkeitsbeschränkungen für unterschiedliche Fahrzeuge. Daher ist es ratsam, die Verkehrsregeln des jeweiligen Bundesstaates zu überprüfen, bevor man mit einem Auto oder Wohnmobil unterwegs ist.

Fahrzeugtypen

In den USA gibt es eine Vielzahl von Wohnmobilen – in verschiedenen Formen, Größen und Stilen. Die meisten dieser Fahrzeuge gehören jedoch einer der drei Hauptkategorien an:

  1. Klasse-A Wohnmobile: Diese sind in der Regel die größten und luxuriösesten Wohnmobile und werden oft als „Busses“ bezeichnet. Sie sind auf ein spezielles Fahrgestell aufgebaut und bieten oft geräumige Innenräume. Class-A RV (Recreation Vehicles) sind in der Regel mit Dieselmotoren ausgestattet.
  2. Klasse-B Wohnmobile: Diese sind kompakter als Klasse-A Wohnmobile und werden oft als „Camper Vans“ bezeichnet. Sie basieren in der Regel auf Standard-Van-Fahrgestellen und sind daher kleiner und leichter.
  3. Klasse-C Wohnmobile: Diese sind eine Mischung aus den beiden anderen Klassen und werden oft als „Cabin Cruiser“ oder „Mini-Motorhome“ bezeichnet. Sie basieren auf einem Van- oder Lkw-Fahrgestell. Klasse-C Wohnmobile bieten in der Regel eine größere Wohnfläche als die der Klasse B, sind aber von den Aussenmaßen kompakter.

Interessant ist die Reihenfolge: B – Kastenwagen, C – Mittelklasse, A – Dickschiff. Keine Ahnung, wer sich diese Reihenfolge ausgedacht hat.      

Aufgrund der Größe und des Gewichts wäre unser Wohnmobil also ein A27, also etwas größer, mit einer Länge von 27 Fuß (ca. 8 m).

Geschwindigkeiten

In Deutschland gibt es die 100 km/h Regel auf Autobahnen speziell für Wohnmobile bis 7,49 t.  In den USA gibt es solche spezifischen Vorschriften für die Fahrzeuggattung Wohnmobile nicht. Stattdessen basieren hier die Geschwindigkeitsbeschränkungen in erster Linie auf den allgemeinen Verkehrsgesetzen, die für alle Fahrzeuge gelten, sowie auf den spezifischen Vorschriften für die jeweiligen Straßentypen und -bedingungen.

Die Höchstgeschwindigkeiten für PKW, Wohnmobile und LKW in den USA können je nach Bundesstaat, Straßentyp und Fahrzeugtyp variieren. Hier sind einige allgemeine Richtlinien:

  1. PKW: Die zulässige Höchstgeschwindigkeit für PKW variiert je nach Straßentyp. Auf Autobahnen liegt sie oft zwischen 65 und 75 mph (ca. 105 bis 120 km/h), auf Landstraßen zwischen 55 und 65 mph (ca. 90 bis 105 km/h) und in Wohngebieten zwischen 25 und 35 mph (ca. 40 bis 55 km/h).
  2. Wohnmobile: Camper, insbesondere die größeren Klasse-A-Wohnmobile, können manchmal Geschwindigkeitsbeschränkungen unterliegen, die speziell für Fahrzeuge über einer bestimmten Größe gelten. Diese Beschränkungen können von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich sein und sich auf Autobahnen, Bergstraßen oder anderen Strecken befinden.
  3. LKW: Für Lastwagen gelten oft separate Höchstgeschwindigkeiten, insbesondere auf Autobahnen. Einige Bundesstaaten haben für diese Fahrzeuggattung Geschwindigkeitsbeschränkungen, die oft zwischen 55 und 65 mph (ca. 90 bis 105 km/h) liegen.

Verhalten an Kreuzungen

An unbeschilderten Kreuzungen gilt meist „rechts vor links“. An Kreuzungen mit Stoppschildern muss das Fahrzeug vollständig zum Stillstand kommen, bevor es weiterfahren darf. Das Fahrzeug, das zuerst an der Kreuzung ankommt, hat dann in der Regel Vorfahrt.

In allen US-Staaten und Kanada gilt an Kreuzungen mit Ampelanlagen meist die Regel „right on red“. Das bedeutet, vor dem rechts Abbiegen, muss das Fahrzeug vollständig zum Stillstand gebracht werden. Nachdem der Fahrer sichergestellt hat, dass kein entgegenkommender Verkehr oder Fußgänger beim Abbiegen gefährdet wird, darf auch bei Rot abgebogen werden. Dies wird oft über das Schild „turn on red“ verdeutlicht.

Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel wie New York City, Montréal Island oder Mexico City. Daher gilt immer: vor Ort schlau machen!

Das Linksabbiegen birgt selbstredend im Rechtsverkehr gegenüber dem Rechtsabbiegen die größere Gefahr. Daher stehen an den meisten Ampeln Schilder wie „no turn left“.

Überholen von Fahrzeugen

Das Überholen auf der rechten Seite ist auf mehrspurigen Straßen (Highways und Interstates) in den meisten Fällen erlaubt. Daher ist gerade für europäische Fahrer beim Einordnen auf der rechten Spur Obacht geboten.

Abfahren von Straßen

Im Vergleich zu Europa gewöhnungsbedürftig sind Abfahrten auf Highways. Die biegen nicht wie bei uns ausschließlich rechts ab, sondern Ausfahrten werden oft nach links verlassen.

Mitführen von Alkohol

Alkohol- und Drogenkonsum: Das Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss ist strengstens verboten. Die zulässige Blutalkoholkonzentration liegt in den meisten Bundesstaaten bei 0,08 % oder niedriger.

Und auch beim Thema Mitführen von Alkohol sind die Amerikaner zu Recht sehr sensibel. Während verschlossene und vor allem unangebrochene Gebinde kein Problem darstellen, gelten einmal geöffnete Flaschen in einigen Bundesstaaten als Problem.

Wichtig ist, dass Alkohol stets dort transportiert wird, wo man während der Fahrt nicht einfach herankommt. So sollte der Transport einer Flasche Wein im Wohnmobil-Kühlschrank während der Fahrt nicht als Problem gesehen werden.

Schulbusse

Wenn in den USA ein Schulbus mit eingeschalteten Warnblinkern zu sehen ist, gilt besondere Vorsicht. Hier unterscheiden sich die Regeln zu Deutschland maßgeblich.

Grundsatz: Anhalten, wenn der Bus hält! Wenn ein Schulbus mit eingeschalteten Warnblinkern an einer Haltestelle steht, muss man anhalten. Egal aus welcher Richtung der Bus kommt, also bei entgegenkommenden Bussen auf der Gegenspur. Ausnahme ist nur, wenn der Bus auf einer Gegenspur, die a) mehrspurig mit getrennten Fahrspuren steht oder b) auf einer mehrspurigen Straße mit einer physischen Trennung oder Grünstreifen zwischen den Fahrspuren steht. Dann dürfte man sehr langsam vorbeifahren. Im Zweifelsfall: immer anhalten.

Wann darf man weiterfahren? Erst, wenn die Warnblinker des Busses ausgeschaltet sind und sich der Bus wieder in Bewegung setzt.

Parken

Als Besucher nutzt man in den USA natürlich häufig Parkplätze. Einige bieten für Wohnmobile sogar Plätze zum Übernachten an. Wichtig zu wissen ist aber, dass statt Schildern häufig einfache Bürgersteigmarkierungen auf die Möglichkeit des Parkens hinweisen:

  • rote Markierung: absolutes Halteverbot
  • weiße Markierung: kurzes Anhalten erlaubt
  • gelbe Markierung: Be- und Entladen
  • grüne Markierung: Parken für 15 bis 30 Minuten
  • gelb/schwarze Markierung: Lkw-Ladezone
  • blaue Markierung: Parkplatz für Behinderte

Seit dem Kinoklassiker „Backdraft“ weiß man: Niemals vor einem Feuerwehrhydranten (gilt bis drei Meter vor und hinter) parken! Und soll, wie auf dem Bild zu sehen, ein Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite angefahren werden, darf eine durchgezogene Linie nicht überfahren werden.

Führerschein

Wer mit einem Auto in Alabama, Alaska, Connecticut, Delaware, Georgia, Idaho, Mississippi, Montana, Vermont, Virginia oder Washington sollte wissen, dass diese Bundesstaaten das Mitführen des antiquierten Papierbüchleins, also eines internationalen Führerschein verlangen. Und auch viele Autovermietungen bestehen auf diesen Nachweis, der weniger Informationen enthält, als der neue Führerschein im Checkkarten-Format. Ob sinnvoll oder nicht, ob dies kontrolliert wird oder nicht – das ist eine andere Sache. Hierbei geben wir zu bedenken, dass der internationale Führerschein nur drei Jahre gültig ist.

Sonstiges

  1. Handy am Steuer: In vielen Bundesstaaten ist das Benutzen eines Handys während der Fahrt ohne Freisprecheinrichtung verboten.
  2. Gurtpflicht: Das Tragen von Sicherheitsgurten ist für Fahrer und alle Insassen Pflicht.
  3. Kindersicherung: Kinder müssen in angemessenen Kindersitzen oder Rückhaltesystemen befördert werden, je nach Alter, Größe und Gewicht des Kindes. Kinder unter 12 Jahren dürfen zu keinem Zeitpunkt allein im Auto gelassen werden.
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Von admin

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