Lange Zeit sind wir mit Wasserflaschen oder einem eigens dafür angeschafften Kanister mit Trinkwasser durch die Gegend gefahren. Doch das sollte ein Ende finden, denn die Pfandflaschen nerven auf der Reise doch sehr. Ein Filtersystem musste her.

Wasserqualität

[Werbekennzeichnung] Zunächst bleibt festzuhalten, dass in Deutschland und in Teilen Europas die Wasserqualität überragend ist. Demnach spricht also nichts dagegen, das Wasser direkt aus dem Hahn zu trinken, bzw. zuvor zu sprudeln.

Obwohl das im Haus gang und gäbe ist, ziert man sich doch häufig gleiches im Camper zu tun. Zu Recht?

In einer gut gepflegten Frischwasseranlage verkeimt Trinkwasser längst nicht so schnell, wie man vermutet. Zwei begünstigende Faktoren sind Licht und Wärme. Daher gilt, dass ein voller Wassertank weniger zur Verkeimung neigt, als eine Restpfütze im Tank.

Der dritte Faktor ist, dass Wasser kein Eiweiß oder Zucker enthält, wodurch es einfach an einer nahrhaften Grundlage für Bakterien mangelt. Damit das so bleibt, sollte die Anlage regelmäßig gewartet werden.

Anlage reinigen

Von Zeit zu Zeit ist es ratsam, die gesamte Anlage einmal zu reinigen. Unterschieden werden muss zuvor, was das Ziel der Reinigung ist:

  • Kalk: Bevor man sich zu intensiv mit der Kalkbildung im Wohnmobil beschäftigt, hilft ein Blick in die Fachwerkstätten. Interessanterweise werden dort kaum Thermen[O1]  mit Schäden auf Grund von Verkalkung repariert. Warum? Kalk ist in Trinkwasser gelöst und fällt bei Temperaturen über 65°C aus – Temperaturen, die gängige Kessel in Campern selten erreichen. Das erklärt, warum Kalk im Wohnmobil und Wohnwagen nur eine untergeordnete Rolle spielt. Zudem ist Kalk gesundheitlich unbedenklich. Wer sich dennoch an Kalkgeschmack stört, sollte über die Verwendung eines entsprechenden Filters nachdenken.
  • Mikroben: Kleinstlebewesen, die sich unter anderem im Wasser aufhalten. Manche Mikroben sind für uns überlebenswichtig, manche machen allerdings auch krank. Häufigste Vertreter für krankmachende Mikroben sind bestimmte Bakterien, Viren und Pilze.
    • Pilze: Pilze stellen in der Regel keine Gefahr für immunstarke Menschen dar. Trotzdem sind sie ein unschönes Ärgernis, das jeden Camper im Fahrzeug an feuchten Stellen erwischen kann.
    • Bakterien: Die Trinkwasserverordnung hat ein Hauptaugenmerkt der Trinkwassergüte auf Bakterien. Bakterien sind einzellig und größer als Viren und nur wenige sind für Krankheiten beim Menschen verantwortlich. Die Krankheiten, die durch Trinkwasser übertragen werden können, sind u.a. Erkrankungen durch Enteroviren, Noro- oder Rotaviren. Dazu sei gesagt, dass diese über bereits verunreinigtes Wasser in unser System im Camper gelangen. Eine besondere Bedeutung nehmen die Legionellen ein, die später noch eingehender betrachtet werden. Es obliegt den Eigentümern, sich um die Hygiene bzgl. Bakterien und Keime zu kümmern. Das gilt im Übrigen auch für Vermieter von Fahrzeugen, die die komplette Trinkwasseranlage bei jedem Mieterwechsel reinigen, desinfizieren und dokumentieren müssen.
  • Biofilm: Siedeln sich Mikroorganismen an Gegenständen wie Tankwänden, Schläuchen oder Wasserhähnen ab, spricht man von einem Biofilm. Es ist eine Schleimschicht, die vordergründig unschön anzusehen ist und ein unbehagliches Gefühl schafft.

Mehr dazu im speziellen Beitrag Frischwassersystem reinigen.

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Wasser tanken

Bleibt noch die Frage, wie überhaupt Keime und Bakterien in das Frischwassersystem gelangen können bzw. wie man beim Befüllen der Anlage gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergreifen kann:

  • Eigenen Schlauch und Anschlüsse an öffentlichen Versorgungsstationen nutzen.
  • Keine „magischen“ Schläuche verwenden, die sich auf ein Mindestmaß zusammenziehen können. In den Falten bildet sich Totwasser.
  • Lebensmittelechten Schlauch (z. B. Lilie) nutzen.
  • Beide Enden des Schlauchs (zum Beispiel durch unterschiedlich färbige Anschlussstücke) markieren. Eine Seite markiert den Tank im Camper, die andere das Anschlussstück an der Versorgungsstation. So kommt das sensible Ende beim Herunterfallen nicht in Kontakt mit kritischen Stellen an der Ver- und Entsorgungsstation.
  • Wasser bei Zeiten verbrauchen. Je mehr Austausch in der Anlage ist, desto geringer die Gefahr einer Verunreinigung.
  • Bei längerer Nicht-Nutzung der Anlage diese entleeren und trocknen lassen.

Und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hinderte uns immer ein ungutes Gefühl daran, das Wasser aus dem Tank direkt zu verzehren. Aus diesem Grund musste ein Trinkwasserfilter her.

Arten von Frischwasserdesinfektion

Es gibt grundlegend unterschiedliche Verfahren um Mikroorganismen wie Bakterien, Pseudomonaden, Legionellen, Pilze und Protozoen zu minimieren.

  • Chemische Verfahren: Bekannte Vertreter dieser Desinfektionsart sind Chlor oder Jod, die ein sorgsamen Umgang verlangen. Eine weitere Möglichkeit ist das elektrolytische Verfahren, das über eine angelegte Spannung und Salzlösung arbeitet (im Camper kaum zu finden). Letztendlich gehört noch die Ozonbehandlung in diese Kategorie, die aber im Campingbereich keine Anwendung findet. Anders sieht es bei Silberionen aus, dessen Wirksamkeit zwar belegt ist, aber deren gesundheitliche Unbedenklich nicht hinreichend bescheinigt wird.
  • Physikalische Verfahren: Bei der thermischen Desinfektion wird Wasser über einen definierten Zeitraum abgekocht. Bei der Filtration wird Wasser durch einen Kohle- oder Hohlkammerfilter (gibt es auch in der Kombination) gedrückt bzw. gesaugt. Kleinste Erreger wie Bakterien können diese Filtrationsgrenze nicht überwinden. Ebenfalls zu den physikalischen Verfahren wird die Bestrahlung durch UV-Licht gezählt, das durchaus Verwendung im Campingbereich findet.

Eine hervorragend Abhandlung mit ausführlichem Vertiefungswissen hält der Artikel von Frau Dr. Lisa F. Timmermann bereit, den der Thieme Verlag veröffentlicht hat: https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-1008-6294.pdf

Wasserfilter von Reich

Das Wasser aus dem Camper als Trinkwasser zu nutzen ist super praktisch. Spart es doch die lästigen Flaschen und mit einem Sprudler ist immer ein erfrischendes Getränk im Camper vorhanden. Wenn da nicht die Blockade im Kopf wäre, die sagt: „Du trinkst Wasser aus dem Tank im Heck“. Meines Erachtens unbegründet, aber wie gesagt, das Gefühl sagt etwas anderes.

Dazu kommt die Ungewissheit der Qualität an Zapfanlagen im Ausland. Aus diesem Grund haben wir uns einen Trinkwasserfilter der Firma Reich eingebaut. Dieser „myclean Water“ Wasserfilter ist geprüft nach Standard ASTM F838-2 und sorgt für einen Bakterienrückhalt von 99,99999 %.

Angeschlossen wird der Filter über Schnellkupplungen an das Leitungssystem. Diese Kupplungen sorgen für einen schnellen und einfachen Wechselt der Filterkartusche. Und das ist ein weiterer Punkt, der uns sehr gefallen hat. Das sichtbare Gehäuse mit den Anschlüssen beinhaltet den eigentlichen Hohlfaserfilter. Der Einsatz hat eine Lebensdauer von 12 Monaten und muss danach getauscht werden. Dabei wird lediglich die Kartusche getauscht, das gesamte Gehäuse mit den Anschlüssen bleibt bestehen.

Praxistipp: Mit einem abwischbaren Folienschreiber einfach das Datum des Tauschs auf das Filtergehäuse schreiben. Das erleichtert die Einschätzung, wann der Filter getauscht werden muss.

Installation

Filter können auf unterschiedliche Art und Weise in das bestehende System integriert werden:

Abbildung 1: Der Filter wird vor der entsprechenden Armatur in die Kaltwasserleitung gesetzt. Vorteil ist die einfache Installation bei Nutzung des bestehenden Hahns. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Druckwasser- oder Tauchpumpensystem handelt. Nachteil: Gegebenenfalls etwas Druckverlust und bei nachlässiger Bedienung der Mischergarnitur kann eine Mischung mit nichtfiltrierten Warmwasser entstehen.

Abbilung 2: Die Kaltwasserleitung wird mit einem Verzweiger in zwei Stränge geteilt. Ein Strang bedient über den Filter einen separaten Kaltwasserhahn. Vorteil: Die Mischbatterie arbeitet nach wie vor mit vollem Druck und eine Mischung von Kalt- und Warmwasser ist ausgeschlossen. Nachteil: Aufwendige Installation. Bei einer Tauchpumpe muss die Steuerleitung abgegriffen werden und der zweite Wasserhahn ebenfalls damit angeschlossen werden.

Abbildung 3: Prinzipiell arbeitet dieser spezielle Dreiwege-Hahn wie in Abbildung zwei, jedoch ist der Austausch prinzipiell platzsparender als die Möglichkeit eines zweiten Hahns. Nachteilig ist, dass es solche Hähne nicht für Tauchpumpen gibt.

Die Installation gemäß Abbildung drei hat bei uns problemfrei geklappt. Der Filter konnte vom Wasserverteilerblock über ein Lilie Winkelstück und entsprechendem lebensmittelechten Lilie Kaltwasser-Trinkschlauch 10 mm*   verbunden werden. Dabei ist auf die Flussrichtung zu achten, die auf dem Gehäuse markiert ist. Anschließend konnte das Gehäuse mit der beigefügten Halterung direkt bei der Wasserverteilung befestigt werden.

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Erfahrung

Die Erfahrungen mit dem Hahn und dem Filter sind gut. Es erleichtert uns das Camperleben ungemein, dass wir einfach den Wasserhahn aufdrehen und gutes Leitungswasser trinken können. Im Nachhinein kam allerdings eine Frage auf: „wie bedenklich ist es, wenn über mehrere Tage oder Wochen kein Wasser durch den Filter läuft?“.

Die Antwort ist kurz gefasst: Nichts! Warum? Selbst nach längerer Zeit der Nichtnutzung passen immer noch keine Bakterien durch den Filter. Somit reicht ein Spülen (2-3 Liter durch den Filter laufen lassen) nach Inaktivität aus, um den Filter wieder wie gewohnt nutzen zu können.

*  Letzte Aktualisierung am 28.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API. Amazon-Links sind so genannte Affiliate-Links. Klickst du auf diesen Link und kaufst ein, erhalten wir eine Provision. Für dich verändert sich der ausgewiesene Preis nicht.

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Von admin

2 Gedanke zu “Trinkwasser im Camper direkt aus dem Hahn trinken”
  1. Das ist ja interessant, was ihr da gemacht habt.
    Aber ein Verfahren habt ihr nicht mit aufgeführt: Die Desinfektion des Tankwassers durch AGXX-Tankfilter.
    Diese werde in den Tank eingelegt und desinfizieren ohne Chemie, Silber oder ähnliches.
    Infos dazu gibt es auf der Seite von AE-Aqua.
    Ich benutze die Filter jetzt schon im 2. Jahr und bin mehr als zufrieden.
    Beschäftigt euch mal damit und nehmt mal Kontakt mit der Fa. auf.
    Das ist kein neues Verfahren, aber es gibt jetzt die Möglichkeit, das auch im Camper zu benutzen.

    Herzliche Grüße

    Eugen Steinberg

    1. Moin Eugen, danke für den Hinweis. Ich persönlich bin bei Bioziden etwas vorsichtig. Aber es ist mit Sicherheit eine interessante Alterntive.

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