Jedes Frühjahr stellen sich die gleichen Fragen zum Trinkwasser im Wohnmobil und Wohnwagen: „Soll man Säure oder spezielle Mittel zum Reinigen der Anlage verwenden?“, „Trinkt ihr euer Wasser aus dem Tank?“ und viele mehr …

Zunächst einmal bleibt grundlegend festzuhalten, dass Wasser deutlich unempfindlicher ist, als man vermutet. Seeleute haben in früheren Zeiten wochenlang Wasser in Fässern transportiert und – auch wenn es nicht mehr so dolle geschmeckt haben muss – es war trinkbar.

Und auch Seeschiffe fahren heute noch größere Mengen an Frischwasser durch die Gegend, auch wenn sich die hygienischen Verhältnisse natürlich deutlich verbessert haben.

Allgemeine Tipps

Doch soll die potenzielle Gefahr durch Mikroben in der Trinkwasseranlage natürlich nicht geschmälert werden. Daher einige generelle Tipps, die schon bei der Betankung anfangen:

  • Eigenen Schlauch und Anschlüsse an öffentlichen Versorgungsstationen nutzen.
  • Keine „magischen“ Schläuche verwenden, die sich auf ein Mindestmaß zusammenziehen können. In den Falten bildet sich Totwasser.
  • Lebensmittelechten Schlauch (z. B. Lilie) nutzen.
  • Beide Enden des Schlauchs (zum Beispiel durch unterschiedlich färbige Anschlussstücke) markieren. Eine Seite markiert den Tank im Camper, das andere das Anschlussstück an die Versorgungsstation. So kommt das sensible Ende beim Herunterfallen nicht in Kontakt mit kritischen Stellen an der Ver- und Entsorgungsstation.
  • Wasser bei Zeiten verbrauchen. Je mehr Austausch in der Anlage ist, desto weniger die Gefahr einer Verunreinigung.
  • Bei längerer Nicht-Nutzung der Anlage diese entleeren und trocknen lassen.
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Verunreinigungen

Von Zeit zu Zeit ist es ratsam, die gesamte Anlage einmal zu reinigen. Unterschieden werden muss zuvor, was das Ziel der Reinigung ist:

  • Kalk: Bevor man sich zu intensiv mit der Kalkbildung im Wohnmobil beschäftigt, hilft ein Blick in die Fachwerkstätten. Interessanterweise werden dort kaum Thermen[O1]  mit Schäden auf Grund von Verkalkung repariert. Warum? Kalk ist in Trinkwasser gelöst und fällt bei Temperaturen über 65°C aus. Temperaturen, die gängige Kessel in Campern selten erreichen. Das erklärt, warum Kalk im Wohnmobil und Wohnwagen nur eine untergeordnete Rolle spielt. Zudem ist Kalk gesundheitlich unbedenklich. Wer sich dennoch an Kalkgeschmack stört, sollte über die Verwendung eines entsprechenden Filters nachdenken.
  • Mikroben: Kleinstlebewesen, die sich unter anderem im Wasser aufhalten. Manche Mikroben sind für uns überlebenswichtig, manche machen allerdings auch krank. Häufigste Vertreter für krankmachende Mikroben sind bestimmte Bakterien, Viren und Pilze.
    • Pilze: Pilze stellen in der Regel keine Gefahr für immunstarke Menschen dar. Trotzdem sind sie ein unschönes Ärgernis, das jeden Camper im Fahrzeug an feuchten Stellen erwischen kann.
    • Bakterien: Die Trinkwasserverordnung hat ein Hauptaugenmerkt der Trinkwassergüte auf Bakterien. Bakterien sind einzellig und größer als Viren und nur wenige sind für Krankheiten beim Menschen verantwortlich. Die Krankheiten, die durch Trinkwasser übertragen werden können, sind u.a. Erkrankungen durch Enteroviren, Noro- oder Rotaviren. Dazu sei gesagt, dass diese über bereits verunreinigtes Wasser in unser System im Camper gelangen. Eine besondere Bedeutung nehmen die Legionellen ein, die später noch eingehender betrachtet werden. Es obliegt den Eigentümern sich um die Hygiene bzgl. Bakterien und Keime zu kümmern. Das gilt im Übrigen auch für Vermieter von Fahrzeugen, die die komplette Trinkwasseranlage bei jedem Mieterwechsel reinigen, desinfizieren und dokumentieren müssten.
  • Biofilm: Siedeln sich Mikroorganismen an Gegenständen wie Tankwänden, Schläuchen oder Wasserhähnen ab, spricht man von einem Biofilm. Es ist eine Schleimschicht, die vordergründig unschön anzusehen ist und ein unbehagliches Gefühl schafft.

Möglichkeiten der Reinigung

Kaum beachtet und wenig praktiziert ist die Reinigung des Frischwassertank mit einem Schwamlappen, sofern der Tank gut zugänglich ist. Zur zusätzlichen Reinigung der Leitungen und des Kessels geht kein Weg an einer chemischen Lösung vorbei.

Glaubt man den einschlägigen Camper-Foren, gibt es drei Favoriten zur Entfernung unerwünschter Besiedelung: Chlor, Zitronensäure und Wasserstoffperoxid, die nachfolgend betrachtet werden.

Chlor- bzw. Chlorverbindungen

Ein berühmter Vertreter der Chlorreiniger ist DanKlorix®. Chlor (CL) ist ein äußerst reaktives Element, das mit sehr vielen anderen Elementen reagiert. Chlorreiniger sind in der Regel frei von Säuren, allerdings trotzdem ätzend. Sie können schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden verursachen und sind giftig für Wasserorganismen Bei exakt richtig angewendeter Dosierung greifen Chlor-Bleichmittel Materialien nicht an. Problematisch wird es aber, wenn Chlorreiniger mit anderen Chemikalien reagiert, zum Beispiel bei der Zugabe eines Entkalkers (Essigsäure, Zitronensäure), um einen Arbeitsgang zu sparen. In so einem Fall kann hochgiftiges Chlorgas entstehen.

Zitronensäure

Dies ist nicht etwa, wir der Namen vermuten lässt, ein Naturprodukt. Bei der Produktion von Carbonsäure wird Citronensäure im Ursprung aus Zitronensaft mit einer Ammoniaklösung, Kaliumchlorid und Schwefelsäure extrahiert. Der Gedankengang einer naturbelassenen Produktion ist demnach nicht begründet. Säure löst Kalkablagerungen, weshalb sie – warum auch immer – oftmals zur Reinigung von Schläuchen, Tanks und Kesseln genutzt wird. Dabei wird oft ausgeblendet, dass Säuren und Metalle nicht zwangsläufig die besten Freunde sind. Zur Ehrenrettung sei aber erwähnt, dass Säuren tatsächlich auch eine desinfizierende Wirkung haben, beim Biofilm aber relativ ineffektiv sind.

Wasserstoffperoxid

Hierbei handelt es sich um eine Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff. Es ist eine schwache Säure, die aber stark reagiert, was unter anderem für eine Desinfektion sorgt. Wasserstoffperoxid besitzt die Fähigkeit, Viren, Zellen und Gewebe zu schädigen – ein sogenanntes Zytotoxid. Genau die Eigenschaft, die man zum Reinigen von Trinkwasseranlagen aber auch im medizinischen Bereich wünscht.  Die Firma Reich bietet einen Trinkwassersystemreiniger mit dem Hauptbestandteil Wasserstoffperoxid an.

Selbst ausprobiert

Zunächst galt es, ein passendes verunreinigtes Probenmaterial zu finden. Da wir vor kurzem den Befüllschlauch getauscht haben, musste ein kleines Stückchen davon als erstes dran glauben. Und siehe da: augenscheinlich von innen absolut sauber. Keine erkennbaren Anhaftungen, geschweige denn ein Biofilm. Also als nächstes einen alten Gartenschlauch gesucht und aufgeschnitten. Dort steht häufig Grundwasser und somit war die Vermutung groß, dort einen unschönen Anblick zu erhaschen. Auch hier Fehlanzeige.

Ich habe mich dann einfach mal im Garten umgeschaut und zwei Gläser für Kerzen gefunden, die bei Wind und Wetter dort stehen und entsprechend „schmuddelig“ aussahen: diese beiden stellten sich als optimale Probanden heraus. Glas eins wurde mit einer Lösung von Wasser und Zitronensäure gefüllt. Ins zweite Glas kam eingefärbtes Wasserstoffperoxid (Reich MyCleanTank).

 

Nun hieß es „abwarten und Tee trinken“. Schon nach wenigen Minuten zeigten beide Systeme eine Reaktion in Form von anhaftenden Bläschen am Glas. Beim Wasserstoffperoxid waren diese deutlich wahrnehmbarer als bei der Säure.

Nach sechs Stunden wurde es Zeit, den „Tank“ durchzuspülen. Dazu habe ich beide Gläser bei gleichem Strahl für 5 Sekunden unter den Wasserhahn gestellt. Mit dem Hinweis, dass das nur ein Selbstversuch ist, der sicherlich keinem wissenschaftlichen Standard standhält, zeigte sich ein guter Erfolg bei beiden Mitteln. Der Biofilm hat sich gelöst, die Gläser waren ohne Zutun von Lappen oder Schwamm sichtlich sauber.

Reinigung der Anlage

Was nehmen wir nun zur Reinigung unserer Anlage? Ganz klar, das Produkt mit dem Wasserstoffperoxid. Neben der guten Reinigungsleistung stört uns einfach der Gedanke, Metallteile bewusst mit Säure in Verbindung zu bringen. Dabei sei gesagt, dass unser Kessel der Alde-Heizung zwar rostfrei ist, nicht aber aus Edelstahl. Edelstahl hat zwar in Bezug auf Anhaftungen Vorteile, dafür aber eine deutlich schlechtere Wärmeleitfähigkeit bei durchfließendem Wasser.

Darüber hinaus ist die Einfärbung des Reinigungsmittels von Reich ideal. Man sieht sofort, wann der Reiniger in den Leitungen steht und auch, wann dieser wieder aus dem System rausgespült ist.

Nun ist unser Wassersystem im Camper glücklicherweise nicht so verschmutzt wie die Kerzengläser aus dem Garten. Trotzdem ist eine Reinigung ein bis zwei Mal im Jahr sinnig. Wie erwähnt, ist MyCleanTank blau eingefärbt, was einen enormen Vorteil hat. Nachdem das „alte“ Wasser des Wassertanks abgelassen wurde, wird dieser mit Wasser und Reinigungsflüssigkeit aufgefüllt. Nun lässt man alle Wasserhähne zunächst mit Warmwasser laufen, damit sich der Kessel der Therme füllt. Anschließend die Kaltwasserleitungen füllen, bis die blaue Flüssigkeit deutlich aus den Wasserhähnen läuft. Und auch hier heißt es nun wieder „abwarten und Tee trinken“.

Nach einer Einwirkzeit werden Schläuche und Therme mit dem Restinhalt des Frischwassertanks gespült. Abschließend wird Frischwasser so lange durch die Anlage geleitet, bis klares Wasser aus den Wasserhähnen kommt. Um sicher zu gehen, dass es wirklich nicht mehr blau ist, einfach ein Glas mit Wasser füllen und auf einen hellen Untergrund stellen. Das erleichtert das „Ablesen“. Die Anlage sollte nun optimal gepflegt sein.

Kleiner Tipp: Das blaue Wasser wirkt auch im Abwassertank. Somit ist es durchaus sinnvoll, das Abwasser nicht sofort zu entsorgen, sondern den Inhalt noch ein paar Stunden einwirken zu lassen.

Praxisvideo

Legionellen im Trinkwasser

Legionellen sind wie bereits erwähnt Bakterien. Über das Trinkwasser aufgenommen, sind sie für den Körper als ungefährlich einzustufen. Anders verhält es sich beim Duschen, wo entstehende Aerosole und damit auch die Legionellen (aber auch weitere Bakterien und Viren) eingeatmet werden und so in die Lunge gelangen. Eine so initiierte Infektion kann mit grippeartige Beschwerden bis hin zu Lungenentzündung einhergehen. Daher haben Heizungsanlagen in Häusern spezielle Legionellenprogramme und Vermieter sind nach Trinkwasserverordnung gehalten, in bestimmten Zeiträumen Wasseranalysen in Auftrag zu geben.

Und auch im Camper gibt es neben der Desinfektion des Gesamtsystems einfache Maßnahmen gegen diese Bakterien. Besitzer einer Alde-Heizung haben es besonders einfach: Die Heizung hat ein Legionellenprogramm, bei dem der Kessel um 2:00 Uhr morgens für 30 Minuten auf höchster Stufe (Stufe 2) betrieben wird. Dabei wird die Kesseltemperatur auf 70° erhöht. Möglicherweise vorhandene Legionellen sterben bei 70° ab. Andere Heizungen, die so ein Programm nicht haben, sollten von Zeit zu Zeit auf höchste Temperatur gestellt werden.

Wasser aus dem Wasserhahn trinken?

Das haben wir lange nicht gemacht – aber zum Zähne putzen genutzt, was ja im Prinzip absolut inkonsequent ist. Und auch das Abkochen für Tee zum Beispiel, wird in der Regel nicht lang genug durchgeführt, um Bakterien restlos abzutöten (mind. drei Minuten). Somit war das zwar sinnig, Trinkwasser im Kanister mitzuführen, aber es brachte definitiv keinen 100% Schutz. Wie gesagt, bei einem immunstarken Menschen, ist das Risiko einer schweren Erkrankung durch verunreinigtes Trinkwasser eher gering.

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Dennoch wollen wir es gerne unbeschwert genießen. Die mitgeführten Flaschen gehen uns nämlich auf den Geist. Daher folgt in Kürze der Einbau eines UV-Filters von Alde. Aber darüber berichten wir dann in einem extra Bericht.

Silberionen im Trinkwasser. Gute Idee?

Wenn mal in den sozialen Medien nichts los sein sollte, stellt man folgende Frage: „Nehmt ihr auch Silberionen für den Frischwassertank?“. Für Kurzweil ist damit gesorgt – man ist sich einfach uneinig, ob Schwermetall (und dazu gehört Silber) im Wasser sinnvoll ist oder nicht.

Einerseits sorgen Silberlegierungen bei Implantaten für eine bakterielle Reduktion der Oberflächen, andererseits stellt sich doch ein komisches Gefühl bei der Zugabe von Metallen ins Trinkwasser ein. Wir halten uns bei dieser Frage an die Trinkwasserverordnung, die solche Zusätze in vermieteten Wohnmobilen und Wohnwagen untersagt.

Stattdessen haben daher einen 3fach-Filter von Certec (Lilie) und zusätzlich in Kürze einen UV-Filter von Alde, der in dieser Art seit Jahren in Trinkwasserspendern zum Einsatz kommt.


Fazit

Mit ein bisschen Umsicht beim Betrieb der Frischwasseranlage und einem sehr überschaubaren Aufwand bei der Systempflege, wird man seine Frischwasseranlage über Jahre in einem hygienisch einwandfreien Zustand halten können.

Erstveröffentlichung: 18.2.2022

*  Letzte Aktualisierung am 19.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API. Amazon-Links sind so genannte Affiliate-Links. Klickst du auf diesen Link und kaufst ein, erhalten wir eine Provision. Für dich verändert sich der ausgewiesene Preis nicht.

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Von admin

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