Schottland hat uns wieder in seinen Bann gezogen. Hier ein paar Snapshots unserer Reise.

19. Oktober – Oban. Endlich. Wir sind in Oban.

Nach unserer kleinen Mammuttour von 245 Meilen und einem eher ungeplanten Zwischenstopp an einem wunderschönen Fleckchen direkt am Loch Lomond sind wir da.

Oban empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein und nachdem wir geparkt haben, zieht es uns wie magnetisch direkt zum Fähranleger der Caledonian MacBrayne Ferries.

Schon wieder Fähre? Nein, davon haben wir erstmal genug. Aber hier gibt es den wohl besten Seafood Imbiss, den wir kennen: frische Muscheln, Austern, Taschenkrebse, Kaisergranat – eben noch in schottischen Gewässern und jetzt bei uns auf dem Tisch. Wir entscheiden uns für die Seafood Platter und werden nicht enttäuscht. In sehr kurzer Zeit ist außer Schalen und Karkassen nichts mehr übrig. Man muss auch Mal essen, wenn man keinen Hunger hat …

Gut gestärkt ist es also jetzt an der Zeit, den Rest Obans erneut zu erkunden und aufzusaugen.

Wir testen unser Wanderequipment auf Spaziertauglichkeit und machen einen ausgedehnten Gang durch den Ort, vorbei am kleinen Leuchtturm, den chicken – und wirklich in die Jahre gekommenen – Hotels und aus dem Ort raus bis hin zum Castle Dunollie, immer mit spektakulärem Blick auf das Wasser und die Inseln Lismore und Kerrera.

Zurück im Ort darf natürlich der obligatorische Pubbesuch nicht fehlen, den wir diesmal mit dem Pint in der Hand auf draußen verlegen – das Wetter ist einfach zu schön, um im sehr urigen Oban Inn zu sitzen.

Nach so viel frischer Luft und Sonnenschein sind wir doch etwas müde, allerdings steht noch der Einkauf aus, der sich aufgrund unseres Heißhungers auf Crips, Cheddar und Tunnocks Caramel Wafers nicht mehr länger hinauszögern lässt.

Etwa eine halbe Stunde später verlassen wir den Tesco Superstore mit einer – natürlich viel größeren – Tasche voller Leckereien und fallen erledigt in die Polster unsere Einraumwohnung.

Der geplante abendliche Pubbesuch wird aus Erschöpfungsgründen zugunsten von Gin Tonic und köstlichen Pies des weltbesten Mitfahrerkoch abgesagt – nur für heute.

Und so endet der erste richtige Schottlandtag mit einer müden und zufriedenen Einraumwohngscrew.

21. Oktober – Ullapool

Die Richtung steht fest. Nach Süd, West und Ost geht für uns die Reise in diesem Jahr in Schottlands hohen Norden.

Es scheint, als ob das angekündigte Tief uns etwas verschont und so verlassen wir unseren Campground am Beauley Firth bei Inverness mit geleerten und wieder gefüllten Tanks.

Wir drehen eine kleine Runde durch Inverness, überqueren die den Beauley Firth überspannende Kessock Bridge und nehmen die A835 Richtung Ullapool.

Soweit man blicken kann, hat der Herbst die Blätter orangerot gefärbt, die vorbeiziehenden Seen glitzern fast schwarz und die Sonne lugt ab und zu durch die weißen Wolken. Oder es pladdert halt in großen Tropfen – so wie das in Schottland eben täglich zu erwarten ist.

Die typisch schottischen Herbstfarben von gelb über orange bis hin zu rostrot – egal welches Wetter – sind um uns herum leuchten herrlich und sind immer präsent.

Auch heute wird unsere Fahrt wieder und wieder von Ohs und Ahs, sich in alle Richtungen drehenden Köpfen (ein Hoch auf unsere riesige Frontscheibe!) und den ein oder anderen Stopp an den den vielen Parkbuchten begleitet.

So erreichen wir nach etwa 2 Stunden unser Ziel. Ein „full English breakfast“ aus der bordeigenen Küche ist eine gute Grundlage für unseren weiteren Tag und so ziehen wir gestärkt auf unsere erste Wandertour.

Steine, Matsch, Grass und kniehohe Farne geleiten uns auf den Meall Mhor Hill oberhalb der Stadt und bescheren uns eine fantastische Aussicht. Berge, die steil ins Meer abfallen, glitzerndes Wasser, pralle Farben, ein klitzekleines bisschen Wasser von oben. Als Abschluss ein Cider im Pub.

Wir sind in Schottland.

22. Oktober – going north

Puh – wird das hier jetzt zum Freizeitstress? Oder einfach nur mehrere Fliegen mit einer Klappe? Wir rollen weiter Richtung Norden.

Halt, alle Maschinen Stopp: Loch Assynt, Calda House und Ardvreck Castle tauchen nach der letzten Kurve plötzlich vor uns auf und wollen erkundet werden.

Fangen wir an:
Rudimentäre Burgreste aus dem 15. Jahrhundert.
Und – wem gehörte sie?
Den McLeods.

Ha! Irgendwie kommt man sich vor wie bei Highlander mit Christopher Lambert.

Long Story short: Neal McLeod war eine echte Petze und lieferte mal so die Marquess of Montrose ans Messer.

Tja. Man hatte ihn seitdem als Rebell auf dem Kieker.

Über kurz oder lang ging durch Schuldverschreibungen die Burg auf dem Papier auf die MacKenzies über. Und obwohl die Eigentumsverhältnisse eigentlich klar waren, brauchte es erst eine kurze Belagerung, bis der Hausbesetzer endlich klein bei gab.

Eigentlich hätte man nun einziehen können, doch Madame MacKenzie fand so eine Burg nicht mehr so richtig auf der Höhe der Zeit. Also – happy wife, happy life – ließ der Gatte im 17. Jahrhundert in Sichtweite zur Burg ein neues, zeitgemäßeres Domizil errichten. Damit das nicht so teuer wurde, verwendete man gleich die Steine der Burg als neues Baumaterial. Nachhaltig eben!

Der neue Schuppen war ein zweistöckiges Gebäude mit Doppelgiebeln sowie einer Dachgeschosswohnung. Und wer so schön wohnt, dem rücken Familie und Freunde andauernd auf die Pelle. Anders ist die Zahl von 14 Schlafzimmern, alle mit eigenem Kamin, kaum zu erklären.

Heute ist davon leider auch nur noch eine Ruine erhalten, doch Dank vieler Schautafeln kann man sich das jedoch gut vorstellen.

Wir laufen noch ein kleines Stück weiter entlang des Loch Assynt, überqueren die Straße und stehen an einem weiteren Wasserfall – davon gibt es tatsächlich sehr viele und gefühlt kommt aus fast jeder Spalte irgendwo klares, sehr kaltes Wasser hersusgesprudelt.

Wasser … Uns liegt momentan eher das warme Wasser und so sind wir nach so viel „Freizeitstress“ bereit für einen heißen Tee – natürlich nicht ohne ein paar leckere Scones, die ich wohlweislich gestern im Tesco mitgenommen habe.

23. Oktober – Nothing? No, nothing!

Wir rollen entlang der NC500 Richtung Osten auf wunderbaren Singletracks an Schottlands Küste entlang. Selten kommt uns ein Auto entgegen, nicht so selten gallopieren wuschelige Schafe vor uns her.

Wir biegen ab, die Straße wird noch ein bisschen enger. Trotz des heute sehr diesigen Wetters erscheint die Landschaft durch die wunderbaren rostroten, warmen Herbstfarben wie von der Sonne angestrahlt.

Nach etwa 5 km sind wir da wo wir hinwollen: in Skerray.

Eine Straße, ein bis drei Häuser, zwei Bushaltestellen – auf jeder Seite eine. Mehr nicht.

Wir fahren noch ein Stückchen weiter zum Skerray Bay. Außer einem halbverfallenem Schuppen, einem Segelboot im Winterlager, Felsen, Steinen, Algen, ganz viel Atlantik und uns: immer noch nichts.

Halt!

Stimmt nicht ganz. Wir haben Gesellschaft, denn ein nicht gerade kleiner, getigerter Seehund liegt nicht weit von uns auf einem Stein.

Wer beobachtet wen?

Wir machen es uns trotz der Feuchtigkeit vor dem Womo gemütlich und scannen abwechselnd mit unseren Bresser Spektiv und dem kleinen Fernglas das Wasser und die Felsen.

Der Seehund lässt sich nicht beeindrucken und posiert eine ganze Weile nur für uns.

Am Nachmittag ist die Entscheidung gefallen. Wir bleiben über Nacht* an diesem ausgesprochen großartigen Platz.

Natürlich zaubert unser weltbester Knut-Koch noch ein tolles Soulfood und wir fallen satt und müde ins Bett. Die Wellen plätschern an den Strand, lullen uns ein und lassen uns tief und fest schlafen.

27. Oktober – Schottland ohne Distillerybesuch? Kann man machen …

Ist uns auch schon Mal passiert – aber für uns gehört es eigentlich zu einem Schottlandurlaub dazu. Denn wir trinken das uisge-beatha, das Wasser des Lebens auch einfach gerne.

Vor etwa 10 Jahren sah es etwa so aus:

  • Hinfahren.
  • Maximal 3£ bezahlen.
  • Besichtigungstour starten.
  • Einen Drum probieren.
  • Begeistert sein.
  • Eventuell sogar auf dem Parkplatz der Distillery übernachten.

Das ist heute ganz anders.

Whisky ist extrem populär geworden, ähnlich wie Gin und Rum. Und entsprechend werden die Herstellungsarten und -orte bepilgert.

Und ganz ehrlich: ich finde es toll, wenn dafür so großes Interesse besteht und diese absolute Handarbeit solche Wertschätzung erfährt.

Die andere Seite der Medaille ist dann eben das Angebot-und-Nachfrage-Dingens. Es ist heute kaum noch möglich, in einer der größeren Brennereien spontan einen Platz für eine Besichtigungstour zu bekommen. Abgesehen von den teilweise horrenden Eintrittspreisen …

Naja gut. Man findet sie aber trotzdem noch, die kleinen hidden gems der Whiskybrennereien.

So Glen Moray in Elgin.

Als wir um 9.30 Uhr auf den winzigen Hof tuckern, ist gottlob der Busparklpatz noch frei – sowie alle anderen 10 Besucherparkplätze auch. Bei der Anmeldung im gemütlichen Besucherzentrum-Café-Shop dann die Gewissheit: eine Exklusiv-Führung ganz für die Einraumwohnungs-Crew alleine.

Toll. Toll. Toll!

Wir bekommen von Jonny, unserem großartigen Tourguide alle Informationen rund um den Whisky, die Entwicklung der Distillery im Laufe der Zeit, den Herstellungsprozess, stecken unsere Nasen in das heilige Warehouse und probieren am Schluss natürlich das flüssige Gold – nur einen winzigen Schluck aus den von Jonny extra für uns gut gefüllten Gläsern, denn ein Whisky zum Frühstück ist auch nichts für uns. Den Rest dürfen wir im Driver’s Pack natürlich mitnehmen, um ihn dann in aller Ruhe am Abend zu verkosten.

Fazit: die beste Whisky-Distillery-Besichtigungstour die wir je gemacht haben – und wir haben schon eine Menge gesehen.

27. Oktober – Bucketlist oder so

Wir haben immer irgendwie einen Plan, was wir so im Urlaub anstellen wollen.

Ihr wisst: wir können Pläne hervorragend von einer auf die andere Minute umwerfen. Einfach so.

Diesmal brauchen wir das nicht, denn Ort, Wetter und sonstiges stimmt einfach – zumindest augenscheinlich.

Von dem wunderbaren Lossiemouth Beach und der tollen Distillery direkt in Elgin führt unser Weg direkt in den Cairngorm National Park, besser bekannt als „die“ Highlands.

Die Einraumwohnung schnurrt leise und bringt uns auf den höchsten Pass Schottlands, auf 2200ft. Wir haben Glück – oder Pech: es hat noch nicht geschneit. Unsere Schneeketten liegen nämlich hoch und trocken in der heimischen Garage. Ebenso wie die Skier. Also wird es auch nichts mit dem Skifahren. Aber die Lifte laufen eh nur im Probebetrieb und die Schneekanonen stehen still.

Das ist auch gut so, das Wetter ist mal wieder very lovely und so können wir unseren Plan umsetzen und auf den Hausberg der Royals, den Lochnagar wandern.

Wir erreichen den Parkplatz am Spittal of Glenmuick, in der Nähe von Schloss Balmoral erst gegen Abend, erhaschen schon einen ersten Blick auf den Berg und gehen recht früh ins Bett, um ausgeschlafen am nächsten Morgen starten zu können.

Der Regen weckt mich. Naja, warten wir halt 5 Minuten …

4 Stunden später regnet es immer noch, nur noch ein bisschen, aber wir ändern den Plan. Kneifen ist keine Option, deshalb pellen wir uns in alle Regenklamotten, die wie dabei haben und laufen los. Nicht auf den Berg (was auch wetterbedingt fahrlässig wäre), dafür um Loch Muick zu Füßen der höchsten Erhebung der südlichen Cairngorm Gebirgskette, dem 1150m hohen Lochnagar.

Wir beschreibe ich euch den Weg? Gar nicht, denn das übernimmt Knut per Foto – auch wenn es nicht das wiedergibt, was wir sehen.

Nur noch soviel: Wind, Regen, Sonne, Regenbogen und atemberaubende Natur.

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Von admin

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