Columbus kannte sie schon, die Hamaca, die eingedeutscht als Hängematte bekannt wurde. Sie diente den Seefahrern als Schlafplatz und Rettungsmittel in einem und selbst heute heißt es auf dem Ausbildungsschiff der Bundesmarine, der Gorch Fock zum morgendlichen Wecken: „Reise, Reise, aufstehen, überall zurrt Hängematten“.

Vor einigen Jahren habe ich ein Hängematte zum Geburtstag geschenkt bekommen. So eine im winzigen Packmaß aus Fallschirmseide. Die reist seitdem bei uns in der Einraumwohnung mit.

Nun habe ich vor längerem schon gelesen, wie empfindlich die Rinde eines Baumes sein kann und damit war dann das nächste Thema für unseren Blog geboren.

Um der Sache mit der Rinde ein wenig auf die Spur zu kommen, führte die Recherche schnell zu einem Artikel von Christian Katlein, der beim Deutschen Slacklinerverband veröffentlicht wurde. Schnell wurde mir klar, wir wollen „Reisen ohne Spuren“. Das bedeutet nicht, dass Reisen keine Spuren bei uns lassen sollen, sondern dass wir keine Spuren in der Natur hinterlassen möchten. Und das bedeutet auch, dass wir keine Schäden durch eine Hängematte an Bäumen hinterlassen.

Baumschäden

Die Rinde des Baumes ist eigentlich relativ stabil und die Gefahr, dass Baumrinde abplatzt (Scherung) und der Baum dadurch dauerhaften Schaden nimmt, scheint gar nicht so immens groß zu sein.

Dabei gilt nachvollziehbarerweise: je breiter die Fläche des Seils, desto schonender ist das für die Baumrinde. Insbesondere die mitgelieferten dünnen Seile einer Hängematte sind daher für einen behutsamen Einsatz gänzlich ungeeignet. Auch ist der direkte Kontakt mit Knoten, Karabiner oder Haken mit dem Baum zu vermeiden, da diese ebenfalls starke Druckstellen verursachen können. Es sei angemerkt, dass Schäden durch „Schrubbern“ des Seils wegen Bewegung der Hängematte geringer ausfallen sollten, als bei einer permanent be- und entlasteten Slackline.

Problem der Hängematten sind die dünnen Seile

Eigentlich klingt das alles nicht so dramatisch. Die echte Problematik liegt aber tiefer, nämlich unter der Rinde. Den Kern des Stammes umgibt das Splintholz. Es ist zuständig für den Wassertransport innerhalb des Baumes. Zwischen dem Splintholz und der schützenden Rinde ist das Kambium. Diese Schicht ist für das Wachstums des Baumes zuständig. Und wird eben diese Schicht durch Druck eines Seiles beschädigt, können Pilze den Stamm nachhaltig erkranken lassen.

Eine Hängematte baumschonend einsetzen

Um nun einen Baum schonend zu benutzen, sollten zwei Dinge minimiert werden: zu wenig Auflagefläche und Borkenschälung durch Bewegung. Um dies zu verhindern, eignen sich im wesentlichen zwei Hilsfmittel: a) breite Gurte statt dünne Seile, b) Schrubberschutz zwischen Gurt und Rinde.

Wir haben gute Erfahrung mit einem Stück 5 cm Gurtband gemacht. Zwei Schlaufen reingeknotet und mit 1 bis 4 Wicklungen um den Baum gewickelt. Die Gefahr, dass das Gurtband verrutscht minimiert sich mit jeder Wicklung. Zudem verteilt die breite Auflagefläche die Kräfte.

Ergänzend haben wir Schaumstoff-Sitzpolster im Gepäck, die so robust sind, dass man sie auch als Schutz einsetzen könnte. Zur Not hilft aber auch eine kleine Fußmatte oder ein Stück Teppich.

Eine bequeme Hängematte kommt nicht von alleine

Sobald die Gurtbänder um den Baum gewickelt sind, geht das Makrame los 🙂 Auf dem Bild mit den roten Gurten sieht man, dass die Schlaufe mit einem „einfachem“ Knoten (Überhandschlaufe) gebunden wurde. Der Bursche zieht sich unter Belastung so fest, dass er je nach verwendetem Material nicht mehr zu lösen ist. Ein häufig benutzter, aber daher je nach Verwendungszweck bedingt geeigneter Knoten.

Besser ist daher eine Schlaufe mittels Achterknoten, so wie ihn Kletterer und Rettungsdienste nutzen. Und wer sich ein wenig mit der Materie Seefahrt auskennt, würde eh zum Königsknoten – dem Palstek – greifen. Diese Knoten lassen sich auch nach großer Belastung gut wieder öffnen. Eine Beschreibung der Knoten findet ihr auch auf unserer Website www.schotstek.de.

Um die Gesamtlänge zu variieren kann ein Schotstek dienen oder einfach halbe Schläge auf Slip. Diese Verbindung ist sicher und einfach durch Ziehen an der losen Part (das Ende des Seils, auf dem kein Druck ist) zu lösen.

Das Prinzip der stablosen Hängematte

Eine klassische Hängematte funktioniert am besten, wenn man leicht diagonal darin liegt. Das setzt voraus, dass die Matte nicht knackestramm gespannt wird. Wer das versucht, wird in einem geschlossenen, unbequemen Tunnel liegen 🙂

Eine Hängematte muss ein wenig durchhängen, damit man bequem liegt. Je mehr sie durchhängt, desto U-förmiger wird die Form bis zu dem Punkt, an dem man sie nur sitzenderweise nutzen kann, was auch schön sein kann.

Zum bequemen Liegen sollte die Gesamtlänge mindestens 10% länger sein, als der direkte Abstand zwischen den beiden Aufhängepunkten. Ein Beispiel: Die beiden Bäume stehen 2 Meter auseinander. In diesem Fall spannt man die Hängematte relativ stramm. Anschließend gibt man 10% des Abstandes an Seil hinzu, in diesem Fall also mindestens 20 cm.

Die Gesamtlänge bestimmt auch die Höhe der Hängemattenaufhängung. Letztendlich möchte man nicht mit dem Popo auf dem Boden schluren, andererseits hat man ja auch keine Leiter dabei. Die optimale Höhe sollte also etwa 40% der Gesamtlänge sein, in unserem Fall also etwa 80-90 cm.

Eine kleine Checkliste:

  • Ein Baum sollte einen Durchmesser ab 30 cm haben.
  • Möglichst breite Gurte nutzen.
  • Baumschutz verwenden.
  • Nicht zu stramm spannen.
  • Bewegt sich sich die Krone merklich beim Hinlegen, ist der Baum nicht stabil genug.
  • Es gibt Baumarten, die generell nicht gut geeignet sind, wie zum Beispiel Obstbäume.
  • Immer ein wenig mitdenken: wenn das Bauchgefühl sagt, dass das bei einem ausgesuchten Baum mit der Hängematte nicht gut funktioniert, auf diesen hören.

Mit diesen einfachen Tipps sollte dem verdienten Mittagsschläfchen in der Hängematte nichts mehr entgegenstehen.

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Von admin

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