28.03.2023

„Get your motor runnin‘ Head out on the highway Looking for adventure In whatever comes our way“ Nach einem Tag Nichtstun, den wir so dringend nötig hatten, geht’s heute los: die erste Moppedtour der Saison und für mich erste Tour mit dem neuen Bike – bei strahlendem Sonnenschein und milden Temperaturen. Also hopp auf die Mühlen und los …

Nee, nee, nee! So geht das bei uns nicht. Klamotten an, aber nur halb – jeder hat gefühlt irgendwas im Womo vergessen und muss noch 10 Mal wieder rein und raus. Technische Devices, Handys und Gadgets anschließen und sich wundern, dass es wie jedes Jahr nicht gleich klappt. Navys füttern und feststellen, dass die Strecke irgendwie nicht funktioniert. Helmsprechfunk versuchen zu koppeln und schlussendlich mindestens ein Gerät auf Werkseinstellungen zurückzusetzen. Den Finger in den Wind halten und hinnehmen, dass der Mistral noch da ist. Gnampf.

Aber irgendwann ist es dann soweit: alles da, alles an, alles funktioniert und wir rollen los. Schnell noch tanken. Und weil heute noch nichts einfach so funktioniert hat – ihr könnt es euch denken – hat die Tankstelle ihre Auswahl stark eingeschränkt. Trotzdem bekomme ich ein paar Tropfen und es geht wirklich los. Der warme Wind pustet die Frühlingsgerüche in den offenen Helm, die Moppeds schnurren über den glatten Asphalt und eine wunderschöne Landschaft zieht an uns vorbei.

Wir überqueren die Rhône mehrfach, machen Pause an den Cascades de Sautadet, erkunden das Minidorf La Roque sur Cèze und genießen einen Café au Lait auf dem quirligen Marktplatz von Pont Saint Esprit. Bevor wir die temporäre Homebase ansteuern, kaufen wir noch schnell einen neuen Schlauch für Knuts Fahrrad (der alte ist tatsächlich unflickable) und das obligatorische Baguette, das natürlich nicht vollständig zu Hause ankommt. Der Tag endet – überraschenderweise wie geplant im ersten Anlauf ohne Verzögerungen – mit einem kühlen Glas Cotes du Rhône auf dem Sofa.

30.03.2023

Nach 3 Tagen und ca. 350 km auf zwei Reifen durch die Departements Vaucluse, Drôme, Haute-Alpes und Alpes-de-Haute-Provence ist heute ein motorradfreier Tag.

Wobei die Landschaft mit ihren schneebedeckten Bergen in der Ferne, hellgrün schimmernden Lavendelfeldern, frisch zurückgeschnittenen Weinhängen und atemberaubenden Ortschaften süchtig macht und man nicht genug davon bekommen kann. Strahlender Sonnenschein und wunderbar trockene und pinienduftlastige Luft sind das I-Tüpfelchen dieser Touren.

Aber trotzdem heute Alternativprogramm, denn heute ist Markttag in Orange – ein fester Termin in jedem unserer Frühjahrsurlaube.

Überquellende Obststände, die vor Farben schier explodieren, sich drehende Hühnchen auf Spießen, die einen köstlichen Duft verbreiten, ein Grand Crème in der Sonne vor dem Tabac, quirliges Gewusel und nicht-schulkonforme Sprachdusche inklusive.

Und noch so vieles mehr … – Wir lieben es!

Um Punkt 12 Uhr ist der ganze Spuk vorbei – die Straßen naherzu leergefegt und vom wuseligen Markttreiben nicht mehr viel zu sehen.

Also soweit der Plan für heute. Und ihr wisst ja, dass unsere Pläne Potential haben.

Ihr könnt also gespannt sein, wie es heute noch weiter geht: ob wir das römische Amphitheater besuchen, uns durch die schmalen Gassen treiben lassen, einen Vin Blanc in der Sonne trinken, oder einfach was ganz anderes machen – seid gespannt!

31.03.2023

Der Treck zieht weiter Unsere Zeit in Orange ist vorbei – wir ziehen mit Sack und Pack weiter, weiter nach Süden, weiter ans Meer. Mais d’abord: Café! Knut schnarcht noch leise vor sich hin, die ersten Vögel zwitschern den neusten Tratsch von Pinie zu Pinie.

An Schlaf ist nicht mehr zu denken, also schmeiße ich den Perkolator an und höre dem Blubbern zu und inhaliere den Kaffeeduft. Ach ja, ihr seid gespannt, wie der Tag gestern weiter ging? Planung war ja Kultur oder Markt oder Wein – nun, was soll ich sagen?!

Ein bisschen von allem. Mein frisch, zur Jacke farblich passend gekaufter Seegraskorb füllt sich rasend schnell mit duftender Marseiller Seife, Unmengen marokkanischen Gewürzen, knallroten Erdbeeren, bunten Tomaten und würzigen Merguez-Grillwürstchen. Das obligatorische Holzofen-Baguette aus der winzigen Boulangerie wird sofort seines Endes beraubt, wandert dann allerdings umgehend in die Tasche, damit auch bis Zuhause noch etwas übrig bleibt. Was nicht in den Korb passt, sind mal wieder die vielen Eindrücke, Gerüche, Farben und die allgegenwärtigen französischen Gesprächsfetzen, die uns auf unserem Streifzug begleiten. Die bringen wir in unseren Erinnerungen und ein paar Fotos unter – in der Hoffnung, nichts davon zu vergessen Reicht das an Kultur*?

Beiweitem nicht, es fehlt der Wein – und ein letzter, unverhoffter bleibender Eindruck. Zielsicher steuern wir die stark frequentierte Marktbar an, ergattern einen Tisch direkt auf dem Bürgersteig inmitten des Getümmels. Ruckzuck steht auch das kühle Glas Vin blanc auf dem Tisch und wir quatschen und ratschen und vergessen die Zeit. Was unweigerlich – bei uns Mädels ganz schnell – passiert: die Blase drückt. Jaha, und ihr könnt es euch denken …

Wiebke schließt das erste mal Bekanntschaft mit dem originären französischem Stehklo. Aber nur kurz, denn die gut gemeinte chlorige Desinfektion lässt mich naherzu rückwärts wieder heraustolpern. Na egal, hätte eh nicht funktioniert und so belassen wir es bei dem einen Glas und dem beißenden Geruch in der Nase und radeln zurück zu unserem eigenen Klo. Wer jetzt noch wissen möchte, was mein Knut-Lieblingskoch aus dem köstlichen Korbinhalt zaubert, bleibt dran und freut sich auf morgen – selbe Stelle, selbe Welle! Ich trinke jetzt mal meine Kaffee und dann auf zu französischen Ufern.

02.04.2023

Wind, Wind, Wind

Ihr habt es gemerkt: das „Reifenwind“- Video war ein 1A-April-Ding – und ich muss gestehen, wir hatten unsere Spaß dabei!

Abgesehen vom Reifen-, Luftballon-, Fussball- und Luftmatratzenwind gibt es noch viele andere Wind-Arten hier in Frankreich:

Mistral, Tramontana, Cers und etwa 29 andere.

Nachdem der Mistral in Orange recht schnell Ruhe gegeben hat, pustet uns jetzt aus Westen der Cers um die Ohren.

Für einen Strandspaziergang ganz nett, aber beim Motorradfahren, Grillen, draussen sitzen eher anstrengend, wenn der Sand immer zwischen den Zähnen knirscht.

Wir wollen nicht meckern, denn das gute und typisch für diese Winde ist der sternenklare und wolkenlose Himmel (allerdings auch Feldbrände, die der Wind anfacht) den wir auch gestern den ganzen Tag auf den Moppeds genossen haben.

Aber es war harte Arbeit, das Motorrad immer dagegen zu stemmen, deshalb waren kleine Pausen wichtig (zufällig auch eine auf dem hiesigen Marché au puce, wo wir natürlich gleich etwas erstanden haben) und Knut musste abends ‚ran – ich hatte richtig Hunger! Als Tagesabschluss gab’s endlich die von mir vehement in jedem Urlaub eingeforderte Paella (ja, wir sind in Frankreich, aber Spanien ist nicht weit), Eclaires als Nachtisch und das ein oder andere Stückchen Käse mit einem Tropfen kühlen Rosé und starkem Café Noir hinterher.

So wunderbar es hier ist, trotzdem verlassen wir heute unseren tollen Strandparkplatz und verkrümeln uns in Richtung Zentralmassiv mit ein paar mehr Bäumen und Windschatten.

08.03.2023

Der warme Wind pustet mir ins Gesicht, der Duft nach Salz, Pinien und Sommer kriecht in meine Nase.

Wir rollen ein bisschen durch die bergige Landschaft bevor wir das Meer sehen und auf den schmalen Straßen der Sandablagerungen des Étang de Vic und Étang de l’Or in Richtung Camargue fahren – wir erreichen Aigues-Mortes.

Wie jedes Jahr besuchen wir diese schöne Stadt mit viel Geschichte inmitten der Schwemmlandschaft der Carmargue.

Und wie jedes Jahr muss ich in eines dieser touristischen Keksgeschäfte gehen und mindestens einen Anis- und einen Orangenblütenaroma-Keks kaufen … und auch noch ein paar andere Geschmacksrichtungen.

Und wie jedes Jahr müssen sie gleich an Ort und Stelle probiert werden.

Kekskauender Weise lassen wir uns durch die kleinen Gassen treiben, verkneifen uns aber den Café Creme auf dem zentralen Platz – denn gefühlt ganz Frankreich ist hier und genießt ebenso wie wir das fantastische Wetter und die herrliche Umgebung.

Der Fahrtwind kitzelt und wir fahren mit unseren Moppeds weiter, drehen noch eine kleine Runde durch die nahezu leergefegten Touristenhochburgen La Grande-Motte und Palavas-le-Flots, schauen noch einmal auf die Weite des azurblauen Meeres und sind am späten Nachmittag wieder an der Einraumwohnung auf dem süßen kleinen Campingplatz, wo die Boulebahn und ein kalter Rosé auf uns warten.

So wunderbar warm wie die Tage hier sind, so frisch wird es dennoch des nachts. Deshalb endet unser Tag auf dem Sofa in der warmen Einraumwohnung.

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Von admin

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