Erste Hilfe im Camper

Präambel: Der Autor ist medizinischer Laie und hat den Bericht nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben. Jegliche aus Fehlern resultierende Haftung wird ausgeschlossen.
Fiskars Beil vs. Schienbein (2016)

Es muss Konstanten im Leben geben. Eine ist, dass ein „Unfall“ in unserem Campingurlaub im sommerlichen Schweden mit dazu gehört:

  • im hohen Bogen vom Trampolin gefallen – Verdacht auf Bruch (2014)
  • schwerer Virusinfekt – 6 Tage Landeskrankenhaus Trollhättan (2015)
  • Beil im Schienbein – musste genäht werden (2016)
  • Trailrunning – geschwollenes und abgeschürftes Knie (2017)
  • to be continued …

Tja und wenn man aktiv im Urlaub ist, passieren ja eh noch viele Kleinigkeiten.

Trailrunning (2017)

Als ich in diesem Jahr beim Querfeldeinlauf am Vänern so richtig schön afglitscht (plattdt: ausgerutscht) bin, merkten wir, wir leer die erste Hilfe Box im WoMo eigentlich inzwischen war.

An den Erste Hilfe Kasten im Fahrerhaus lassen wir übrigens die Finger, auch wenn ein unvollständiger oder fehlender Erste-Hilfe Kasten lediglich 5 Euro nach dem aktuellen Busgeldkatalog kostet.

Zurück aus dem Urlaub war eine der ersten Taten die Suche nach einem neuen, für den täglichen Gebrauch geeigneten Erst Hilfe Kasten. Mir schwebte ein nicht zu großer Koffer, am besten mit Wandhalterung vor. Und es wäre auch schön, wenn da etwas drin wäre, was unserem Verhalten ein wenig mehr entspräche, als der offizielle DIN 13164 Autoverbandskasten mit den in meinen Augen unsinnigen Dreieckstüchern.

Es gibt tatsächlich mehr als den Autoverbandskasten!

Wir haben wir uns im Internet auf die Suche gemacht und einige Hersteller solcher Kästen befragt, ob es denn nichts für den Camper gäbe – vorallem für den, der schnell Mal mit dem Beil beim Lagerholzschlagen übermütig wird. Am hilfreichsten waren die Laina-Werke aus Windeck.

In einem Telefonat konnten wir schnell klären, welches das richtige Set für uns ist.

Und das wollen wir euch nun vorstellen.

Leina Pro Safe Sport und Freizeit

Leina – Sport und Freizeit Erste-Hilfe-Koffer

Wie der Name schon sagt, enthält der mit den Maltesern zusammen entwickelte Koffer eigentlich alles, was man im Freizeitbereich benötigt:

      • Erst einmal das „normale“ Verbandzeug, das man halt erwartet: diverse Heftpflaster, Wundschnellverbände, verschiedene Verbandspäckchen, Verbandstuch,  Vliesstofftuch, mehrere Kompressen, Fixierbinde, Schere, Vinylhandschuhe und mein geliebtes Dreieckstuch.
      • Soweit, so gut. Für den Freizeitaktivisten geht es weiter mit
        • Augenkompresse (z. B. Fremdkörper im Auge)
        • Kälte-Sofortkompresse (Kühlung bei Unfällen mit einer nicht-offenen Verletzung, wie Prellungen, Verbrennungen, Quetschungen, Blutergüssen, Verstauchungen und Zerrungen)
        • Rettungsdecke (z. B. gegen Unterkühlen bei einer stabilen Seitenlage)
        • Folienbeutel für Abgetrenntes
        • kohäsive Binden (selbsthaftende Binden für alle Arten Arten von Verbänden (nicht steril) sowie zum Fixieren von Gelenken bei Sportverletzungen)
        • Urgotape (für prophylaktische und therapeutische Stütz- und Schutzverbände)
        • Mund-zu-Mund Beatmungsmaske
        • Alkoholtupfer (hauptsächlich zur Instrumentenreinigung, weniger geeignet zur Reinigung offener Wunden)
        • Kühlspray (zur Schmerzminimierung und zur Minderung von Prellungen und Verstauchungen unmittelbar nach dem Aufkommen; niemals in Wunden oder Augen sprühen; aus ca. 30 cm Entfernung anwenden; nicht für Verbrennungen geeignet)
        • Hydrogelverband (sterile Kompresse zur Linderung des Schmerzes und Minimierung eines Infektionrisikos)

Gerade der zweite Teil wird bei uns sicherlich noch Verwendung finden und scheint mir gut durchdacht zu sein.

Was Wiebke sagt: Typisch mein Mann!

Richtig cool (Wiebke würde wieder sagen „typisch mein Mann“), finde ich den Koffer mit Wandhalterung. Damit kann der Koffer sogar beim Öffnen an der Wand verbleiben, sofern der Platz im WoMo reicht. Bei uns kommt der Koffer in die Heckgarage.

Vielleicht ist das ja zukünftig so, wie mit einem Regenschirm. Bekanntlich regnet es ja nicht, wenn man ihn dabei hat 🙂

Der ProSafe * Sport und Freizeit (REF 21106) direkt per Mail (info@leina-werke.de) zu € 61,40 / Stück (zzgl. € 4,95 / Paket) bestellt werden.

Leider stand in der ursprünglichen Ankündigung ein falscher Preis. Dieser resultierte daraus, dass uns ein zu nennender Preis für unsere Leser per Mail übermittelt wurde, dieser aber NICHT als Nettopreis zu erkennen war. Wir bitten etwaige Irritationen ganz herzlich zu entschuldigen. 

Kofferergänzungen: Ergänzt haben wir das Set noch mit einer Pinzette, einer Zeckenkarte, ein paar Klammerpflastern sowie einem Desinfektionsspray zur Wundbehandlung. Auch sind Blasenpflaster zur Linderung der Schmerzen bei Druckstellen sowie zum Wundschutz sicherlich hilfreich.

 

 

Meine Meinung zum Thema erste Hilfe

Ich habe zu dem Thema ja meine ganz eigene Meinung. Vor wenigen Wochen habe ich gerade erst wieder meinen Erste Hilfe Kurs aufgefrischt und war während des Kurses zeitweise recht entnervt. Der Kurs dauerte geschlagene 2 Nachmittage, die als Nachweis für den betriebsbedingt notwendigen Schein auch ohne Erbarmen bis zur letzten Minute abgearbeitet wurden. Eine zähe Veranstaltung, zumal man über Stunden Leute verbinden musste.

Wie überflüssig! Warum? Kommt man als Ersthelfer an Ort und Stelle und hat tatsächlich die Zeit, Verbände anzulegen, werden die von den Profis (die in der Regel nach fünf bis zehn Minuten vor Ort sind) wieder aufgeschnitten und entfernt. Man könnte diese Einheit eigentlich auf ein Minimum reduzieren, denn es ist eh egal, wie gut man die am Unfallort angelegt hat! Zudem sind Dinge, wie z. B. stabile Seitenlage und Abbinden von stark blutenden Verletzungen wesentlich wichtiger.

Ein Erste-Hilfe Kurs ist wichtig, aber nicht mehr zeitgemäß!

Ist der Kurs also wirklich überflüssig? Auf keinen Fall! Viel wichtiger ist es, die Herz-Lungen-Wiederbelebung und die Anwendung eines Defibrillator zu üben. Und das meinetwegen auch an einem Nachmittag jährlich wiederholend. Das sollte wirklich jeder können und muss auf jeden Fall geübt werden.

Zur Erinnerung:

Quelle Abbildung: DGUV Information 204-038 „Erste Hilfe Karte: Herz-Lungen-Wiederbelebung und Defibrillation“, Ausgabe April 2016 Herausgeber: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (DGUV), Glinkastraße 40, 10117 Berlin, www.dguv.de

Empfohlen sei an gleicher Quelle die Erste Hilfe Fibel: , weitere Veröffentlichungen finden sich hier.

Einschätzung und kleiner Ratgeber bei Verletzungen

Wir handeln immer nach dem Motto „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig“  – gerade wenn es um einen Unfall und ärztliche Hilfe geht. Denn alles was einem suspekt vorkommt, ein ungutes Gefühl vermittelt oder unklar ist, sollte von fachkundigen Menschen behandelt werden. Um Unfälle und Verletzungen grob etwas einordnen zu können, haben wir eine kleine Übersicht zusammengestellt.

Im Zweifelsfall immer den Arzt oder Notarzt alamieren!

 

Ereignis Symptome
Hilfe
Schnitt, Kratzer und Schürfwunden Hautabschürfungen und kleine Blessuren, meist in Verbindung mit geringer Hautblutung gegebenenfalls reinigen; Fremdkörper (z. B. kleine Steinchen) sollten dabei entfernt werden und anschließend die Wunde desinfizieren; Wunde mit Pflaster abdecken: der Heilungsprozess wird durch Pflaster beschleunigt, da sich keine feste Kruste bildet, somit Wundsekret mit Antikörpern besser zur Wundheilung kommen und abgestorbene Zellteile abtransportiert werden können
Nasenbluten Blut läuft aus der Nase Kopf leicht nach vorne beugen (nicht nach hinten!),
kaltes feuchtes Tuch in den Nacken legen
Elektrounfall
(z. B. durch Fehlstrom am CEE-Stecker)
meist aus der Situation erkennbar: Muskelkrämpfe, Strommarken-Wunden hervorgerufen durch
Stromeintritt, bzw. Stromaustritt
Notarzt auch schon bei harmlos aussehenden Stromunfällen alarmieren (lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen) Eigen- und Fremdgefährdung ausschließen (Strom abschalten), Vitalfunktionen prüfen und ständig kontrollieren (siehe „Auffinden einer Person“), Strommarken (Brandwunden) steril versorgen
Verätzung
(z. B. durch Batteriesäure)
Rötung und angegriffene Haut betroffene Kleidung entfernen, mit viel Wasser spülen und Arzt zu Rate ziehen
Hitzschlag Hautrötungen, heiße, trockene Haut, Benommenheit, höhere Körpertemperatur, schneller
Puls, Kopfschmerz, Übelkeit und Erbrechen
Person an kühlen, schattigen Ort bringen, Oberkörper hoch lagern; Kontrolle der Vitalfunktionen, Kleidung öffnen, mit feuchten Tüchern kühlen, Wasser verabreichen, Betreuung und Ruhe; Notarzt alarmieren!
Insektenstiche auf der Haut durch Rötung und jucken/brennen
erkennbar; im Rachenraum kann es durch Anschwellen der Schleimhäute und Zunge schnell zu Atemnot kommen
Auf der Haut: Kühlen, wenn sichtbar, Stachel entfernen; im Rachenraum: mit Eis kühlen und sofort in ärztliche Versorgung geben, eventuell unterstützende Atemspende

Zecken: Hier gibt es zahlreiche Infos zu Zecken

Verbrennungen
(z. B. am Gasherd/Grill)
Schmerz, Hautrötung, Blasenbildung, tiefergehende Gewebeschädigung Kleiderbrände sofort löschen, brennende Person aufhalten; in Wolldecken hüllen, Flammen ersticken; bei Verbrühungen: Kleidung entfernen; bei gleichzeitiger Kaltwasseranwendung
verbrannte Stellen lange mit kalten Wasser kühlen, niemals Verletzten ganz in kaltes Wasser tauchen – Schock! eingebranntes Gewerbe auf keinem Fall entfernen, trotzdem kühlen;Bei tiefergehenden Verbrennungen, Verbrennungen mit mehr als 9% (Kinder 5%) der Hautoberfläche oder Verbrennungen des Gesichts sollte der Notarzt verständigt werden.
Sonnenbrand I. und II. Grades, von Rötung bis Blasenbildung Aus der Sonne gehen, feuchte Umschläge, Wunden steril abdecken, Flüssigkeit zu sich nehmen; kühlen,
kühlen, kühlen, erst dann Cremes auftragen
Schock Schneller und schwächer werdender Puls, fahle Blässe, kalte Haut, frieren, Schweiß auf der Stirn, Teilnahmslosigkeit; Symptome treten nicht alle gleichzeitig auf! ständige Betreuung, Ruhe, Schocklage (Flachlagerung des Oberkörpers mit schräg hochgelagerten Beinen), Vitalfunktionen kontrollieren; Notarzt benachrichtigen!
Unterkühlung
  • I. Phase: Frösteln, zittern, schneller Puls, vertiefte Atmung, Blässe
  • II. Phase: zunehmende Schläfrigkeit, verlangsamter Puls, Blutdruckabfall
  • III. Phase: Bewusstlosigkeit, langsamer, u. U. unregelmäßiger Puls
  • IV Phase: Atemstillstand, HK-Stillstand
  • I. Phase: Kälteeinwirkung beenden, trockene Kleidung, bewegen, trinken *2)
  • II. Phase: Wachhalten, Vitalfunktionen überwachen *3)
  • III. Phase: Umgebungstemperatur darf nicht zu hoch sein
  • IV. Phase: lebenserhaltende Maßnahmen

Bei Kreislaufstillstand den Notarzt verständigen!

Bei jedem Unfall Betroffene sind meist verwirrt, verängstigt und oftmals peinlich berührt. Es ist für die Psyche des Verletzten besonders wichtig, ihm Mut zu zusprechen, Ruhe auszustrahlen und vor allem zu beruhigen. Notarzt/Krankenwagen alarmieren!

Schaulustige und zu viele Helfer können den Verletzten verunsichern und stärkere Angstgefühle herbeiführen. Auch im stabilen Zustand sollte er nicht alleine gelassen werden.

 

Einfach helfen …

… kann manchmal schon bedeuten, nicht wegzusehen. Einfach fragen, ob alles in Ordnung ist. Das schlimmste was wir tun können, ist vorzuverurteilen.

Nichts ist entwaffnender als Entgegenkommen.
© Paul Mommertz (Schriftsteller)

Selbst schon erlebt: ein unterzuckerter Diabetiker torkelt exakt so, wie ein Volltrunkener. Und selbst das ist eigentlich egal. Es sind in dem Moment Menschen, die Hilfe brauchen. Ein Ansprechen und ggf. Profis holen, bedeutet zu helfen und ist unsere Pflicht. So unsere Meinung!

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